Große Anwartschaft für Zeitsoldaten sinnvoll?

Was ist eigentlich eine Anwartschaft?

Eine Anwartschaft auf privaten Krankenversicherungsschutz ist ein Eintrittsrecht in einen erst später benötigten Krankenversicherungsschutz, ohne erneute Gesundheitsprüfung.

Eine kleine Anwartschaft sichert nur eben dieses Eintrittsrecht. Eine große Anwartschaft bildet zudem so genannte Alterungsrückstellungen im Tarif. Diese Rückstellungen sorgen für einen ermäßigten Beitrag zum Zeitpunkt der Ausübung des Eintrittsrechtes in privaten Krankenversicherungsschutz. Man zahlt in der großen Anwartschaft also zunächst mehr, um dann später weniger zu zahlen. Ob sich der Mehrbeitrag im Einzelfall lohnt, hängt naturgemäß damit zusammen, wie lange das „später“ dann andauert, also wie lange die Verweildauer in einem privaten Krankenversicherungsvertrag ist.

Was hat es mit der Gesundheitsprüfung auf sich?

Man könnte meinen, dass eine private Krankenversicherung sich doch über jeden neuen Kunden freuen müsste. Denn schließlich leben Versicherungen doch davon, dass Kunden ihnen Beiträge zahlen. Dies ist im Kern auch richtig, jedoch stellen privaten Krankenversicherungen jeden Neukunden zunächst vor eine entscheidende Hürde: Die Gesundheitsprüfung.

Wer privaten Krankenversicherungsschutz erwerben möchte, oder auch nur das Anrecht auf einen späteren Eintritt in einen solchen, muss frei von nennenswerten Vorerkrankungen sein. Relevant sind hierbei alle Erkrankungen der jüngeren Vergangenheit (3-5 Jahre vor Antragstellung), die eine hohe Gefahr des regelmäßigen Wiederkehrens in sich bergen. Beispiel: Rückenprobleme, Allergien, Migräne, Knie- oder Schulterprobleme.

Liegen gravierende Vorerkrankungen vor, darf der Versicherer Preisaufschläge verlangen oder auch die Aufnahme in privaten Krankenversicherungsschutz ablehnen.

Warum Soldaten immer eine Anwartschaft haben sollten

Zeit- und Berufssoldaten haben während ihrer aktiven Dienstzeit einen 100%igen Krankenversicherungsschutz über den Bund, genannt Heilfürsorge oder auch Unentgeltliche truppenärztliche und -zahnärztliche Versorgung. (UTV/UZV)

Lediglich die in Deutschland per Gesetz vorgeschriebene Pflegepflichtversicherung muss von jedem Soldaten eigenständig eingerichtet werden. Dies kann bei einer gesetzlichen oder einer privaten Krankenversicherung erfolgen. Die Beiträge in der privaten Versicherung sind deutlich preiswerter, bei identischen Leistungen. Zugang zur günstigen privaten Pflegepflichtversicherung bekommt man jedoch nur, wenn mindestens eine kleine Anwartschaft eingerichtet wird. Es gilt hier der Grundsatz, dass die Pflege- der Krankenversicherung folgt. Und die Anwartschaft wird wie privater Krankenversicherungsschutz gewertet.

Folgende weitere Gründe sprechen für eine Anwartschaft:

  • Wechselrecht von kleiner zu großer Anwartschaft
  • Eintrittsrecht in privaten Krankenversicherungsschutz nach Dienstzeitende oder Pensionierung, auch bei Vorliegen schwerer Erkrankungen
  • Nachversicherungsrecht für Kinder

Eine private Pflegepflichtversicherung mit Anwartschaft ist in Summe meistens deutlich günstiger als Lösungen der gesetzlichen Kassen. Zudem bietet die private Versicherung dem SaZ oder BS deutlich mehr Optionen für den weiteren Karriereweg, z.B. bei einem Wechsel in ein Beamtenverhältnis, die Selbständigkeit oder in ein gut bezahltes Angestelltenverhältnis.

Kleine oder große Anwartschaft?

Zeitsoldaten kehren in den meisten Fällen nach dem Ende Ihrer Dienstzeit in ein ziviles Beschäftigungsverhältnis als Angestellter zurück. Maximal in einer relativ kurzen Übergangsphase, während des Bezugs von Übergangsgebührnissen, werden über den Bfd noch berufliche Weiterbildungsmaßnahmen wahrgenommen, bevor der Weg zurück in ein ziviles Anstellungsverhältnis erfolgt.

Da ein dauerhafter Wechsel in eine private Krankenversicherung nach dem DZE eher unwahrscheinlich ist, wählen Zeitsoldaten eher die kleine Anwartschaft. Diese ist mit weniger als 1 € Monatsbeitrag bei der Continentale sehr preiswert.

Berufssoldaten hingegen werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dauerhaft privat krankenversichert sein. Denn ab ihrer Pensionierung erhalten Sie eine 70% staatliche Teilkrankenversicherung, genannt Beihilfe. Die fehlenden 30 % versichert der ausgeschiedene Berufssoldat dann mit einer privaten Restkostenversicherung. Berufssoldaten sind deshalb in der großen Anwartschaft am besten aufgehoben. Der hierfür anfallende Mehrbeitrag bis zur Pensionierung amortisiert sich in der Regel binnen 8-11 Jahren nach Pensionierung. Kurz gesagt: wer ein Lebensalter von 70 oder mehr Jahren erlebt, macht mit der großen Anwartschaft ein gutes Geschäft.

Die große Anwartschaft kann auch bei Zeitsoldaten sinnvoll sein. Dies jedoch nur wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:

  1. Es besteht der Wunsch und die konkrete Chance, Berufssoldat oder Berufsbeamter zu werden, oder
  2. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Startgehalt einer zivilen Folgebeschäftigung oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze (60.700 € p.a. in 2019) liegen wird. Und es besteht der Wunsch, dauerhaft privat krankenversichert zu sein

Trifft keine der genannte Voraussetzungen zu, ist einem Zeitsoldaten von einer großen Anwartschaft eher abzuraten. Denn der Mehrbeitrag während der aktiven Dienstzeit wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit später nicht amortisieren.